Begleitung bei chronischer Erkrankung


Gemeint sind mit chronisch körperlichen Erkrankungen in der Regel nicht heilbare und oft progredient (sich verschlimmernd) verlaufende körperliche Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und rheumatische Erkrankungen, chronische Schmerzen, Lungenerkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen, Diabetes mellitus, neurologische Erkrankungen und Allergien.

Herausforderung chronische Erkrankung

Eine chronische körperliche Erkrankung bedeutet häufig eine grundlegende Änderung der Lebensführung, was für viele Betroffene mit großen Herausforderungen verbunden ist. Zunächst müssen viele Patientinnen und Patienten Einschränkungen im Beruf, im Privaten und in der Freizeit hinnehmen, bevor ihre Erkrankung unter Kontrolle ist und sie lernen, mit ihr zu leben und sich neu zu orientieren. Häufig ist dieser Weg verbunden mit Ängsten und Sorgen, Schmerzen und Selbstzweifeln. Nicht selten erleben die Betroffenen Verunsicherung, Rückzug und Stigmatisierung in ihrem sozialen Umfeld.

Neue Perspektiven bei chronischer Krankheit

Es stehen den Patientinnen und Patienten verschiedene Angebote – wenn auch noch zu wenige – offen, die sie unterstützen, auf die Herausforderungen zu reagieren und mit der Krankheit umzugehen. Diese Angebote beinhalten psychosoziale und somatopsychologische Ansätze. Sie eignen sich besonders, da sie das soziale Umfeld und die Wechselwirkungen zwischen krankem Körper und Psyche berücksichtigen. Betroffene entwickeln durch verschiedene Methoden eine weniger bedrohliche Sicht auf die Dinge und erarbeiten neue Perspektiven und Problemlösungen. Sie bekommen einen Blick für ihre Ressourcen, lernen einzuschätzen, was sie leisten können und Einschränkungen zu akzeptieren.

Psychosoziale Beratung und somatopsychologische Begleitung

Eine psychosoziale und somatopsychologische Beratung chronisch Erkrankten dient auch dazu, ggf. eine psychische Begleiterkrankungen zu erkennen. Depressionen, Angststörungen und posttraumatische Belastungsreaktionen treten bei chronisch Kranken gehäuft auf.

Systemische Gestalt- und Körpertherapie

Jede chronische Erkrankung geht mit spezifischen Behandlungen, Problemen und Herausforderungen einher, und jeder Patient, jede Patientin ist anders. Somatopsychologische Gesprächsführung, Methoden und Techniken aus der systemischen Gestalt- oder Körpertherapie können individuell eingesetzt werden.  Ziel ist es, einen günstigen Krankheitsverarbeitungprozess zu erreichen. Dies bedeutet Zufriedenheit bzw. Wohlbefinden in den verschiedenen Lebensbereichen und ein an den Krankheitszustand angepasstes Funktionieren des Körpers.

Psychologische Angebote bei chronischer Krankheit: Welche gibt es?

In der psychosozialen und somatopsychologischen Begleitung werden folgende Interventionen eingesetzt:

  • Belastungsscreenings
  • Beratung bei Motivationsproblemen
  • Stabilisierende Gespräche zur Krankheitsbewältigung, Sinnfindung und zu den Lebensperspektiven
  • Unterstützung des Patienten/der Patientin, sich gesundheitsförderlich zu verhalten
  • Entspannungsverfahren
  • Körper- und gestalttherapeutische Elemente
  • Unterstützung in Entscheidungssituationen

Quellen:

Sonnenmoser, Marion (2009): Chronische Erkrankungen: Steigender Bedarf an begleitender Psychotherapie. Deutsches Ärzteblatt Nr.106(42)

Künzler, Alfred et al. (2019): Psychologische Versorgung chronisch körperlich Kranker. Positionspapier des Vereins chronisch.krank, Schweiz