Es kommt aber vor, dass die seelischen Belastungen und Erschöpfung die Krankheitsbewältigung hemmen. Die Krebspatientinnen und -patienten machen zudem nicht selten die Erfahrung, dass Partner, Angehörige, Freunde oder Kollegen sich zurückziehen oder sich schlecht auf das Thema Krebserkrankung einlassen können. Gerade in der Krankheitssituation wird emotionale und soziale Unterstützung aber dringend gebraucht. Die Betroffenen müssen Kräfte frei haben, um die Erkrankung und die Therapie zu bewältigen.
Hier kann eine psychoonkologische Begleitung helfen. Sie befasst sich mit den psychischen, sozialen und sozialrechtlichen Bedingungen, Begleiterscheinungen und Folgen einer Krebserkrankung – sogar nach ihrer Heilung.
Es geht darum, Gefühle wie Angst, Trauer, Wut und Verzweiflung zuzulassen, mit der Psychoonkologin oder dem Psychoonkologen zu bearbeiten und eine neue Orientierung zu bekommen. Der Blick wird hierbei auf die jeweilige Lebenssituation der Patienten und ihr soziales Umfeld gerichtet.
Aufgabe ist es, geeignete Strategien des Patienten zum Umgang mit der Erkrankung zu entdecken und zu stärken. Eventuell werden auch ungeeignete Strategien identifiziert und hilfreichere Strategien erarbeitet. So kann eine psychoonkologische Begleitung dazu beitragen, das Leben mit Krebs leichter zu machen. Die Psychoonkologin entwickelt ein Verständnis für die individuelle Reaktion auf Diagnose, Behandlung und Krankheitsverlauf sowie die möglichen Probleme. Welche Bedeutung verleiht der oder die Betroffene dem Krebs? Was beeinflusst das Krankheitserleben?
Psychoonkologin und Psychoonkologe lassen sich auf die Betroffenen ein, erkennen ihre Gefühle, Wünsche und Phantasien, geben diesen Raum und benennen sie, wenn nötig. Positives und Negatives kann der Patient gleichermaßen äußern, er darf sich auf eine wohlwollende Atmosphäre verlassen. Die Betroffenen zu stabilisieren, zu halten, ihre Gefühle, Ängste und Sorgen auszuhalten und neue Lebensperspektiven zu erarbeiten, sind die wichtigsten Aufgaben der Psychoonkologin und des Psychoonkologen.
Ergänzend sind für viele Patientinnen und Patienten Entspannungsverfahren, künstlerisch-gestaltende und körperorientierte Verfahren wie Tanzen oder Singen hilfreich.
Eine psychoonkologische Begleitung umfasst auch die Phase der Trauer, des Abschiednehmens, in der es für manche Patienten noch vieles zu klären und zu ordnen gilt. Auch in dieser Lebensphase gibt es für die Betroffenen die Chance, Lebensqualität zu haben, z. B. indem sie durch eine Versöhnung Frieden finden und die Angehörigen eine Hilfe zur Bewältigung des Verlustes eines geliebten Menschen bekommen.
Quellen:
Hack, Christa: Psychoonkologie: Halten und Aushalten.
Deutsches Ärzteblatt 2006
Huth, Iris (2013): Psychoonkologie im Wandel.
Hochschule Düsseldorf
Leitlinienprogramm Onkologie (2014): S3-Leitlinie Psychoonkologie.
Deutsche Krebsgesellschaft