Krankheitsbild Adipositas
Adipositas zeigt ein vielschichtiges Krankheitsbild, das sowohl psychosomatisch als auch somatopsychisch von Bedeutung ist. Bei der Adipositas mit Essattacken stehen psychische Faktoren im Vordergrund, zu nennen sind hier Essen als Trost, zur Spannungsminderung oder zur Verarbeitung von Aggressionen. Somatopsychologisch zu betrachten sind z. B. der seelische Leidensdruck durch starkes Übergewicht, der Umgang mit fehlgeschlagenen Abnehmversuchen, die Fähigkeit zur Problembewältigung oder die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen.
Psychosoziale Belastungen bei starkem Übergewicht
Während in der Barockzeit Wohlgenährtheit von einem hohen sozialen Status zeugte, ist heute das soziale Ansehen von übergewichtigen Menschen eher gering. Die psychosozialen Belastungen von an Adipositas Erkrankten sind häufig gravierender als die organischen Folgeerscheinungen. Diätsadismus und Fitnesswahn können langfristig jedoch in den seltensten Fällen eine Adipositas beheben.
Gewichtsreduktion
Eine Gewichtsreduktion ist in der Regel mit einer Besserung psychischer Symptome, insbesondere von Angst und Depressivität verbunden. Leider halten die Betroffenen oftmals das Gewicht nicht lange, was mit Frustration, Selbstabwertung und Verzweiflung einhergeht. Eine psychosoziale und somatopsychologische Begleitung kann helfen, Menschen mit Adipositas zu stabilisieren. Sie kann unabhängig, vor oder begleitend zu einer Gewichtsreduktion durchgeführt werden. Aber auch nach einer Gewichtsreduktion, vor allem, wenn sie durch eine operative Magenverkleinerung hergeführt wurde, kann eine psychosoziale und somatopsychologische Begleitung dazu beitragen, sich in die neue Lebensweise dauerhaft einzufinden. Somit wird die Verbesserung der körperlichen Funktionalität gefestigt und gesteigert, die psychischen und sozialen Folgen werden reflektiert. Die Begleitung sollte in Abstimmung mit dem zuständigen Fachmediziner bzw. der Fachmedizinerin geschehen.
Abbildung: Die Phasen des RELAZ-Systems
(Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Toman 2011)
Körpertherapeutische Maßnahmen
Körpertherapeutische Interventionen sind angezeigt, wenn eine Erweiterung des individuellen Körperbewusstseins, der Abbau desktruktiver Einstellungen, sowie Ausbau und Modifizierung der zuvor eingeschränkten Bewegungsmuster notwendig für das psychische Wohlbefinden des/der Betroffenen sind.
Motivation abzunehmen: Der RELAZ-Ansatz hilft
Bewährt hat sich auch eine motivationale Unterstützung bei stark antriebsgehemmten und unsicheren Patientinnen und Patienten. Hier bietet sich der sogenannte RELAZ-Ansatz an. Hierbei werden die vorhandenen Ressourcen der/des Betroffenen mit den psychosozialen Lasten sowie festgelegten Zielen in Beziehung gesetzt.
Quellen:
Dahler, Sabine (2009): Psychische Ursachen der morbiden Adipositas. Universität Zürich.
Schorb, Friedrich (2016): Adipositas in Form gebracht: Vier Problemwahrnehmungen
Riehl, Marit (2020): Adipositas und dessen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Hochschule Fulda. Veröffentlicht auf socialnet